Schiache Liebe: Proben für Poinger Bauernhochzeit imn vollem Gange
von Rafael Scherer. Eberberger Zeitung vom 16.02.25
Ein Riesenspaß für alle Poinger und ihre Gäste: Heuer ist wieder Zeit für eine Bauernhochzeit. Die Proben sind in vollem Gange.
Poing – Immenses Glück hatten die Poinger Bauernhochzeiter 2020. Nur wenige Tage vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie samt Maßnahmen, waren auf den Poinger Straßen bis hin zur Grund- und Mittelschule noch Massen an Menschen aufgelaufen. Schließlich findet die Bauernhochzeit in Poing nur alle fünf Jahre statt. Ohne Mundschutz oder Abstand beobachteten die Zuschauer, wie sich die zukünftigen Ehepartner Hilarius Maischbauer (Raffael Scherer) und Euprasine Bierlinger (Alexander Bitsch) um 14.14 Uhr das Ja-Wort gaben und daraufhin bis spät in den Abend vor und in der Schule ausgelassen gefeiert wurde. Doch auch bei den Bauernhochzeitern hat sich seit der Pandemie einiges geändert.
Der Brauch geht auf 1935 zurück, als sich in dem damals noch unter 1000 Einwohnern zählenden Dorf ein paar Poinger gemeinsam auf einen Spaß einließen. Anders als bei den woanders oft gefeierten Bettelhochzeiten auf einem Misthaufen, handelt es sich bei der Bauernhochzeit um die Vermählung zweier Menschen aus dem gehobenen Stand. Traditionell sind es bei der jedes Jahr neu geschriebenen Faschingshochzeit von der buckeligen Verwandtschaft bis zur Braut ausschließlich Männer, die sämtliche Rollen spielen – und je größer, muskulöser und „schiacher“ die Damen dabei sind, umso besser.
Alois Moser brachte die Tradition zurück
Die Faschingstradition sollte eigentlich im fünfjährigen Rhythmus wiederholt werden, doch wegen mehrerer Umstände (unter anderem der Zweite Weltkrieg) kamen nur vereinzelt Hochzeiten 1950 und 1960 zustande. 1973 beschloss dann der Poinger Postbeamte Alois Moser mit Unterstützung des TSV Poing, die Tradition wieder aufleben zu lassen – und schaffte es daraufhin als Vorsitzender über 50 Jahre hinweg, den fünfjährigen Turnus beizubehalten. Dafür wurde er 2022 von dem Verein zum Ehrenmitglied und -vorstand ernannt. Im Mai 2024 verstarb Moser. Seine Tradition unbedingt fortführen, dazu erklärte sich sein Nachfolger und erster Vorsitzender Christian Heuberger mit seinem Stellvertreter Toni Scherer bereit.
In Mosers Aufzeichnungen fanden sich noch Notizen, wie er sich die kommende Bauernhochzeit samt Namen der Familienmitglieder vorgestellt hatte. Die gab Heuberger Raffael Scherer als Ausgangspunkt, der auch bereits 2020 neben dem Darstellen des Bräutigams auch als Autor und Regie fungierte. Mit Mosers Vorgaben schrieb er die Geschichte rund um den Bräutigam Girgl Brunsdobler (Marinus Schimpf) und seine Zukünftige Francesca Manciare (Valentin Hermann). Der Niederbayer und die Tochter eines italienischen Käsereibesitzers hatten sich im Urlaub kennengelernt. „Mehr will ich noch nicht verraten, aber wenn deutsche und italienische Hochzeitstraditionen aufeinandertreffen, dann kann man sicher sein, dass es kracht“, verspricht Heuberger und schmunzelt verheißungsvoll.
Die Hochzeit findet am Faschingssonntag, 2. März, vor der Anni-Pickert-Schule statt. Los geht es um 13.13 Uhr mit dem Hochzeitsumzug mit Ochsengespann und Hochzeitsgesellschaften von der Haupt- über die Plieninger und Gruber Straße zur Blumenstraße über Seerosenstraße bis zum Vorplatz. Dort beginnt die Trauung dann um 14.14 Uhr samt Hochzeits-Faschings-Party mit musikalischer Unterstützung der Blechzipfln.
Geprobt wird im Berfeldbräu
Bis dahin sind im Poinger Bergfeldbräu die Proben für das diesjährige Stück in
vollem Gange. Während Schimpf, Hermann und die restlichen der rund 30 Darsteller brav ihren Text durchgehen – gar nicht so einfach bei der ein oder anderen italienischen Passage – kümmern sich die Vorsitzenden Heuberger und Toni Scherer im Nebenzimmer bereits um die organisatorischen Arbeiten. Denn wer vor der Trauung bereits einen Blick auf das diesjährige Paar werfen will, hat dazu bereits am Unsinnigen Donnerstag, 27. Februar, ab 18.30 Uhr beim erstmals im Bergfeldbräu stattfindenden Polterabend mit dem Jonas Frank Trio die Möglichkeit.
Und auch zuvor will noch einiges besprochen werden, wie etwa die Ladung der Hochzeitsgesellschaft. Den ersten Teil rund um die Brautfamilie in Poing haben die Bauernhochzeiter bereits vergangenen Samstag erledigt. Am Samstag, 22. Februar, geht es dann bei der Familie des Bräutigams in Angelbrechting weiter. Dazu schlüpft zum vierten Mal in Folge der Heimatpfleger Peter Dreyer in die Rolle des Hochzeitsladers „da Schmusa“. Manches bleibt eben auch über die Pandemie hinweg gleich.