Bauernhochzeit

um wos geht’s

Kleine Historie

Bereits 1935 fand die erste Poinger Bauernhochzeit statt. Durch verschiedene Faktoren konnte die ursprünglich alle 5 Jahre geplante Veranstaltung nicht immer durchgeführt werden (Zweiter Weltkrieg, Teilnehmermangel etc.) Nach 1945, 1950, 1960 fiel die Bauernhochzeit 1970 aus weil „einfach nix zam gegangen is’“.

Dann kam Alois Moser. Als Postbeamter in Poing kannte er eine Menge Leute, 1973 hatte er schließlich, mit Unterstützung des TSV Poing, genug Männer für zwei Hochzeitsgesellschaften beisammen. Und so lebt der Brauch, dank und zusammen mit Moser bis heute im 5-Jahres-Rhythmus.

Um wos geht’s

Es handelt sich um eine Bauernhochzeit, die nicht ernst gemeint ist, aber narrisch viele Regeln hat. Ein junger Mann als Braut? Bauernhochzeit? Was ist da los? Ein großes Spektakel ist los, ein Brauchtum, das in dieser Form ganz selten in Bayern anzutreffen ist – und das auch nur alle fünf Jahre: Die Poinger Bauernhochzeit gilt als eine der größten

Veranstaltungen dieser Art in der Region.

Schon wieder Rätselraten: Brauchtum? In Poing?

Jene Wachstumsgemeinde 18 Kilometer östlich von München, im Landkreis Ebersberg, keine Berge, als Schlafstadt verspottet, mit Neubaugebieten und vielen Zuagroastn? Ja, genau dort. Und das schon seit 1935, als Poing noch ein kleines Dorf mit ein paar Hundert Einwohnern war. Von denen ein paar eine große Gaudi auf die Beine gestellt haben: die Poinger Bauernhochzeit.

Keine windige Faschingsbettelhochzeit, die es bis heute in verschiedenen Orten gibt, nein, eine Hochzeit im gehobenen Stand. So schaut’s aus: protzig, pompös, Poing! Mit Augenzwinkern und viel Selbstironie, freilich. Und mit klaren Regeln:

  • Nummer 1: keine Frauen. Alle weiblichen Rollen werden mit Männern besetzt.
  • Nummer 2: Die Braut muss wesentlich größer sein als der Bräutigam.
  • Nummer 3: Die Rollen der jeweiligen Hochzeitsgesellschaften werden von Honoratioren aus Poing und dem Umland besetzt. Hilft nix, selbst der Bürgermeister muss ins Kostüm.
  • Nummer 4: Sämtliche Hochzeitsrituale, von der Brautwerbung über die Ladung bis zur Trauung selbst, werden im historischen Gewand aufgeführt.
  • Nummer 5: Die Geschichte rund um die Hochzeit wird jedes Mal neu erfunden, geschrieben und einstudiert.
  • Nummer 6: Mit dem Aschermittwoch endet die Ehe automatisch.
  • Nummer 7: Eine Pfundsgaudi soll’s werden.

Noch mal langsam zum Mitschreiben: Die Bettelhochzeit ist ein alter bayerischer Faschingsbrauch, früher von Dienstboten und einfachen Leuten gefeiert, die sich keinen Besuch auf einem der zahlreichen Faschingsbälle leisten konnten. Bei der Bettelhochzeit findet die Trauungszeremonie (Braut und Bräutigam ebenfalls von Männern gespielt) auf einem Misthaufen statt. In der speziellen Poinger Ausprägung wird diese Hochzeit aber im gehobenen Bürgertum durchgeführt. Quasi bei den „Geldigen“. Entsprechend pompös fallen die Feierlichkeiten aus, die sich über zwei Wochen hinziehen.

Ablauf

An den 2 Wochenenden vor dem eigentlichen Trautermin (Faschingssonntag) fahren der „Schmuser“ – seit vielen Jahren gespielt vom Heimatpfleger Peter Dreyer – und seine Begleiter mit dem Traktor zu den Familien von Braut und Bräutigam nach Angelbrechting und Poing und laden zur Hochzeit. Mit Musik und viel Dampf und Gstanzl-Gesang geht’s von Haus zu Haus zur jeweiligen buckligen Verwandtschaft und den Honoratioren der Gemeinde. Ein Schnaps hier und ein Schnaps dort inklusive.

Am Unsinnigen Donnerstag wird dann bei Musik, Essen und einem angemessenen Getränkemix kräftig und standesgemäß mit edlestem Porzellan gepoltert.

Der Faschingssonntag stellt den Höhepunkt der Feierlichkeiten dar. Nach einem stärkenden Frühstücksempfang in Angelbrechting und Poing geht es mit Ochsengespann und vielen Festwägen beim Umzug durch Poing zum Königlich Bayrischem Standesamt auf dem Vorplatz der Anni-Pickert-Schule um die Traung zu vollziehen. Musik, Essensbuden und Getränkestände inklusive.